In memoriam Johann Dorschner (1938-2020)
Wir, die Kolleginnen und Kollegen des Astrophysikalischen Instituts und Universitäts Sternwarte (AIU), trauern um Dr. Johann ("Hans") Dorschner, den ehemaligen Leiter unserer Laborastrophysikgruppe.
Hans Dorschner war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Erforschung des kosmischen Staubes. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen am AIU entwickelte er seit dem Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die Idee des interstellaren Staubes auf der Grundlage von Partikeln aus Silikaten und Siliziumkarbid, die durch spätere astronomische IR-Spektroskopie-Beobachtungen bestätigt wurden. Durch seine hervorragenden Kenntnisse über Meteoriten und seine lebenslange Beschäftigung mit Mineralien konnte er, in Zusammenarbeit mit Chemikern und Physikern in und außerhalb Jenas, frühe Experimente an Analogmaterialien des kosmischen Staubes initieren, die der Interpretation von beobachteten IR-Spektren gewidmet waren.
Einige Jahre später bekam er die Möglichkeit ein chemisches und spektroskopisches Labor am AIU zu leiten, was er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 mit großem Erfolg tat. Zusammen mit Thomas Henning und einer Anzahl von jungen Forscherinnen und Forscher, welche an seinem großen Wissen und seiner Erfahrung teilhaben konnten, erreichte man, auch durch die Laborarbeit, ein tieferes Verständis des kosmischen Staubes.
Hans Dorschner war Autor von vielen hervorragenden und häufig zitierten Beiträgen über Spektral-Eigenschaften des kosmischen Staubes. Die optischen Daten, die in seiner Gruppe gemessen wurden, werden weltweit in vielen Simulation zu Spektren von AGB-Sternen, protoplanetaren Scheiben und interstellaren Wolken genutzt. Dabei war es die Philosophie von Hans, auf Genauigkeit bzgl. der Mineralarten mit ihren chemischen und physikalischen Strukturen zu achten. Dies vermittelte er uns, seinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen, auch in Astronomie, Weltraumforschung und aus seinem Wissen über den kosmischen Staub.
In seiner aktiven Zeit machte er auch viel Öffentlichkeitsarbeit, häufig mittels populärer Vorträge und dem Schreiben von Büchern über Astronomie. So erinnern wir uns gern an seine Vorträge über den Weihnachtsstern. In den 80er Jahren des letzten Jahrhundert war er federführend, zusammen mit Joachim Gürtler, an der Zeitschrift "Die Sterne" beteiligt. Auch nach dem Ende seiner Berufzeit war Hans an den Fortschritten auf dem von ihm angeschobenen Themen interessiert und beteiligte sich an vielen Diskussionen.
Wir werden uns stets an sein wissenschaftliches Vermächtnis und seine offenherzige und aufrichtige Persönlichkeit erinnern. Mit Hans Dorscher verlieren wir nicht nur einen lieben Kollegen, sondern auch einen Lehrer und guten Freund.