ASTROPHYSIKALISCHES INSTITUT und UNIVERSITÄTS- STERNWARTE JENA


Interview zu GQ Lupi b      Definition zu Planeten und Begleiter
mit/von Prof. Neuhäuser

ESO Press Release
(in Englisch)
Neues zu GQ Lup / News on GQ Lup

Farbkodierte Darstellung der Originalaufnahme Quelle: Uni Jena/ESO
Position von GQ Lupi am Himmel Quelle: Uni Jena/Markus Mugrauer1
© Markus Mugrauer
Hochauflösende Bilder: 100 dpi 150 dpi 300 dpi
 

1Beschreibung:

Position von GQ Lupi auf Bild der Milchstrasse aus dem All Sky Bildatlas von Markus Mugrauer (2004).   Man erkennt die Milchstrasse vom Schlangenträger über Skorpion bis zum Zentauren (alpha und beta Centauri sind auch noch zu sehen).   Die Position von GQ Lup ist markiert. Sie liegt zwischen Lupus und Skorpius in einer Dunkelwolke.   Die vielen Dunkelwolken in dieser Region zeichnen sich deutlich vor dem Band der Milchstrasse ab. Um Antares ist sein Reflexionsnebel zu erkennen. Material, dass der Riese in den Weltraum hinausgeschleudert hat und das nun das Licht des Sterns reflektiert. Neben Antares ist der Kugelhaufen M4 zu erkennen. Viele Offene Sternhaufen verteilen sich entlang dem Band der Milchstrasse.


No description
Beobachteter Abstand zwischen dem Stern GQ Lup A und seinem Begleiterkandidaten mittels HST/PC (links), Subaru/CIAO (Mitte) und VLT/NACO.

Falls Stern GQ Lupi und sein Begleiter (Kandidat) zusammengehören und sich gemeinsam am Himmel bewegen, dann dürfte der Abstand zwischen beiden (separation gemessen in arc sec, also Bogensekunden am Himmel) nicht ändern, das zeigt die untere durchgezogene Linie. Natürlich müsste man erwarten, dass das leuchtschwache Objekt um den Stern herum kreist, und sich dadurch das Abstand doch leicht ändern dürfte, dies ist durch die unteren gestrichelten Linien gezeigt. Die 5 Beobachtungsdaten sind also voll konsistent mit unserer Hypothese, dass die beiden Objekte zusammengehören. Die Gegenhypothese ist wie folgt: Das leuchtschwache Objekt ist ein normaler Stern (oder brauner Zwerg) weit im Hintergrund, viele hundert oder tausend Parsec (oder Lichtjahre); dann würde das leuchtschwache Objekt keine messbare (Eigen-)bewegung am Himmel haben, der Stern GQ Lupi A aber sehrwohl; er würde sich wegbewegen, der Abstand würde sich also ändern; der Stern hat signifikante Eigenbewegung und eigene parallaktische Bewegung (dies zeigt die Wellenlinie mit Fehlermargin als gestrichelte Welle). Offensichtlich ist die Lage dieser Wellenlinie von den Datenpunkten weit entfernt, so dass hohe Signifikanz dafür vorliegt, dass die beiden Objekte doch zusammengehoeren.
Abbildung aus dem Artikel bei Astronomy & Astrophysics

Das obige Bild (aus ESO press release Photo 10c/o5) zeigt das NACO-Spektrum des Begleiters von GQ Lupi (dicke Linie, unten) in nahen Infrarotbereich (um das Ks-Band bei 2.2 micron). Zum Vergleich sind das Spektrum eines M8 Zwergsterns (oben, Linie in Rot) und eines L2 Zwergsterns (zweite Linie, in Braun) angegeben. Das Spektrum des Begleiters von GQ Lupi und das des L2-Zwergsterns sind sehr ähnlich, so dass GQ Lupi b den Spektraltyp etwa L2 hat. Ebenfalls dargestellt ist ein berechnete Spektrum, basierend auf einem theoretischen Model (GAIA-Dusty), bei dem eine Temperatur von 2000 Grad und eine Oberflächenschwerkraft g von log g = 2 bis 3 (in cgs Einheiten) angenommen wurde. Dieses berechnete Spektrum passt gut mit dem beobachteten Spektrum zusammen.

Entdeckung des Begleiters GQ Lupi b durch Direktaufnahme
Unsere Entdeckung des Begleiters durch Direktaufnahme (Bild) ist zur Veröffentlichung angenommen und online verfügbar. Das Foto wurde mit dem UT4, "Yepun" des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte aufgenommen. Der Stern heisst GQ Lupi A und des Begleiters GQ Lupi b, sie sind im Sternbild Wolf am Südsternhimmel zu finden.

Kontakt:
Prof. Ralph Neuhäuser (AIU) rne (at) astro.uni-jena.de Tel: +49 3641 947 500
Sekretariat bei M. Müller (AIU) moni (at) astro.uni-jena.de Tel: +49 3641 947 501
vermittelt entsprechend weiter

Der Stern, "GQ Lupi A"
Der Mutterstern GQ Lupi befindet sich im Sternbild Wolf (Lupus). Das Sternbild Wolf ist am besten von der Südhalbkugel aus zu sehen, um die Jahresmitte. Der Stern ist ein junger, sogenannter T-Tauri Stern, der sich aus seiner Mutterwolke herausgeschält hat und nun kontrahiert bis die Kernreaktionen einsetzen und seinen Energiebedarf decken. In einigen 10 Mio Jahren wird er sich als normaler Stern mit in etwa sonnenähnlichen Eigenschaften in die sogenannte Hauptreihe einordnen.
Distanz: 140 ± 50pc = 460 +/-130 Lichtjahre
Spektraltyp: K7eV Temperatur (effektiv, Photosphäre) 4000 K
Scheinbare Visuelle Helligkeit: V = 11.40 (am Himmel ca. 36000x schwaecher als Wega )
Leuchtkraft 1.6 × Sonnenleuchtkraft
Koordinaten (2000): RA = 15 49 12,144 , DEC = -35 39 03,95
Masse: 0,7 Sonnenmassen
Alter: ca. 2 Mio Jahre

Der Begleiter "GQ Lupi b"
Abstand vom Stern (aus Erdsicht): 0,7 Bogensekunden entspricht
2 Zehntausendstel Grad entspricht ca. 100 AE (Astronomische Einheiten
100 × Abstand Erde Sonne
3,3 × Sonne-Neptun ( 30 AE)
Umlaufzeit: ca. 1000 Jahre
Helligkeit: ca. 250 × schwächer als der Stern
Masse: 1-42 Jupitermassen
Alter: ca. 2 Mio Jahre

Teleskope
  1. Yepun (UT4 des VLT (4x8m Teleskop) mit NACO (Infrarotkamera + Spektrograf mit adaptiver Optik zum Ausgleich der Luftunruhe) am Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO http://www.eso.org )) Mehrere Aufnahmen und das Spektrum
  2. Subaru National Astronomical Observatory (Japan) http://www.naoj.org/ (Objektauswahl und Bestimmung der Bewegung)
  3. Hubble Space Teleskop: (Objektauswahl und Bestimmung der Bewegung)
  4. ROSAT Objektauswahl: junger Stern mit Auffälligkeiten in der Röntgenstrahlung

Team
Prof. Ralph Neuhäuser,
Astrophysikalische Instiut und Universitätssternwarte Jena (AIU) http://www.astro.uni-jena.de/
Projektkonzeption, Principle Investigator der ESO/VLT Beobachtungen, Datenauswertung und -interpretation
Dr. Eike Guenther,
Thüringer Landessternwarte Sternwarte Tautenburg Karl-Schwarzschild-Observatorium (nahe Jena) http://www.tls-tautenburg.de/
Spektroskopie
Dr. Günther Wuchterl, Theorie der Sternentstehung, braunen Zwergen und Planeten
Dr. Markus Mugrauer,
AIU,
Beobachtung am VLT der ESO, Astrometrie
Ana Bedalov , Literatur- und Archivstudien zu GQ Lupi A
Prof. Peter Hauschildt ,
Hamburger Sternwarte
Theorie der Atmospären von Sternen, braunen Zwergen und Planeten

Links
Astronomy and Astrophysics Paper
Extrasolar Planets Encyclopedia http://www.obspm.fr/encycl/encycl.html
Astrophysikalische Instiut und Universitätssternwarte Jena (AIU) http://www.astro.uni-jena.de/
Thüringer Landessternwarte Sternwarte Tautenburg, Karl-Schwarzschild-Observatorium http://www.tls-tautenburg.de/
Europäische Südsternwarte http://www.eso.org/
ESO Press Release
Entwurf: G. Wuchterl 04.04.2005
Änderungen: J. Weiprecht 02.09.2008